Dienstag, 8. Mai 2007

Der Tag an dem der Frieden begann

Die Friedensfahrt fällt aus. Wen juckt das schon. Da sieht man doch nichts mehr im Fernsehen.

Bereits am 20. Dezember 2006 verkündete der Pressesprecher Thomas Barth, dass die Friedensfahrt 2007 nicht ausgetragen wird. Der größte Sponsor Skoda kündigte seine Zusammenarbeit. Und sonst ist auch kein Geld da, zumindest nichts für eine Fahrt für den Frieden. Bezahlen wir doch lieber ein paar Profispieler in den namhaften Vereinen mehr, wenn sie auch nur auf der Ersatzbank sitzen. Sie können wenigstens ihre T-Shirts mit den Werbebotschaften in die Kameras halten. Oder verhökern wir einfach ein paar U-Boote nach Pakistan. Da machen wir uns richtig beliebt im Kampf um den Frieden. Vor allem dann wird man vielen Prominenten Glauben schenken, wenn sie sich beweihräuchern, was sie alles für den Frieden, die Freiheit und Demokratie tun. Nur das zählt. Zur Zeit ist es sowieso modern, mit einem afrikanischen Kind vor der Kamera zu posieren. Wir tun was, sollen diese Gesten suggerieren. Vergessen wird immer die, nicht unbedeutende, Masse von Helfenden, die sich selbstlos in Krisengebieten für hilfsbedürftige Menschen einsetzt. Menschen, welche auch dann noch weitermachen, wenn sich keine Kamera für dieses Gebiet interessiert.

Doch zurück zur Friedensfahrt. Wie begeistert war ich noch vor Jahren, als sich die Fahrer durch einheitliche Ländertrikots und nicht durch Konzernlogos unterschieden. Damals konnte ich noch jeden Radler beim vollen Namen nennen. Dessen Lebensläufe waren beinah selbstverständlich und an Doping glaubte ich nicht. Profis waren nicht zugelassen, und die Rennfahrer zeigten sich im Sinne der Völkerverständigung. Nun fällt die Friedensfahrt aus. Nicht zum ersten Mal. Schon einmal, 2005 fand sie nicht statt.

Jedes Jahr am 8. Mai startete der Pulk in Warschau, Berlin oder Prag und radelte über den „course de la paix“. Es gab Ausnahmen, da wurde die eine oder andere Etappe in der damaligen Sowjetunion in Moskau und Kiew ausgetragen. Der Tag war nicht unabsichtlich gewählt, der Tag der Befreiung vom Faschismus, der Tag an dem der 2. Weltkrieg zu Ende war, der Tag an dem der Frieden begann.

Mittwoch, 2. Mai 2007

Zwischen Sicherheit und Menschenwürde

Wir haben Angst. Wir leben in Angst. Das eiskalte Horrorszenario läuft in unseren Köpfen umher. Ins Ausland dürfen wir uns gar nicht mehr wagen. Sollen wir doch nur im Heimatland urlauben, der Konjunktur wegen. Im Ausland hingegen herrscht keine Demokratie. Zumindest nicht eine solche, wie bei uns umherschreckt. Und außer den USA versteht sowieso niemand etwas von Demokratie. Na ja, die Deutschen ein wenig. Und um nun auch hier in unserem Lande eine Demokratie Aufrechtzuhalten, brauchen wir Sicherheit.

Da können wir richtig glücklich sein, dass es nun die neuen Pässe gibt. Und wem haben wir den zu verdanken? Ach, darüber sind sich die Regierenden noch uneinig. Da streitet sich die Justiz mit dem Innenministerium. Da ist die CDU dafür und die SPD dagegen, obgleich die SPD noch vor ein paar Jahren dafür war. Aber Halt, mögen einige schreien, damals gab es eine andere Regierungskonstellation. Stimmt! Damals mischten die Grünen noch kräftig mit, doch sie haben jetzt mit sich selbst genug zu tun. Versuchen sie doch ihr Kerngeschäft, die Umwelt neu zu vermarkten. Wir sprechen hier nicht von Überzeugung, sondern von Vermarktung. Sollen doch die anderen Panik verbreiten.

Und während wir mit uns beschäftigt sind, konnte von Panik in den USA keine Rede sein. Ganz heimlich haben die Amerikaner bestimmt, ab sofort dem Einreisewilligen nicht nur zwei Fingerabdrücke abzunehmen, sondern gleich alle. Nach 75 Jahren werden die Daten gelöscht, so beruhigt man den Ankömmling. Nur der Sicherheit wegen, heißt es. Sollte man zudem noch einen Computer bei sich führen, darf dieser von dem Behörden konfisziert und dessen Inhalt auf andere Speichermedien übertragen werden. Auf zum gläsernen Menschen. George Orwell lässt grüßen.

So etwas brauchen wir auch in unserem Land, nur der Sicherheit wegen, sagt man. Wir werden ständig bedroht. Vom wem nur? Ich fühle mich nicht bedroht. Im Gegenteil, ich möchte noch so manchen Landstrich auf unserem Planeten besuchen. Und dorthin möchte ich nicht als Feind einreisen. Schließlich bin ich bisher, auch wenn unsere Regierenden gegenteiliges behaupten, selbst in gefährlichen Gegenden immer sehr freundlich und zuvorkommend behandelt wurden. Und das sogar von Menschen. Man mag es kaum glauben.

Der Faktor Mensch ist nicht kalkulierbar. Da braucht man ein Bauchgefühl, Menschenkenntnis und vor allem Vertrauen in den Menschen. Jedoch, wer kein Vertrauen in sich selbst hat und dem Gegenüber lediglich schlechte Ansichten unterstellt, nur weil er muslimisch aussieht oder irgendwie anders, der wird keinen Zugang zu anderen Menschen finden, auch in Deutschland nicht. Da nützt auch ein Biometrie-Reisepass nichts!

Nun habe ich kein Vertrauen. Ich weiß nicht, was auf dem Chip gespeichert ist und vor allem, wer etwas damit, mit meinen persönlichen Daten anfangen wird. Wir haben unsere persönliche Freiheit zu verteidigen. Und nicht die menschenfeindliche Haltung eines verbitterten Rollstuhlkickers und anderen Wichtigtuern.