Donnerstag, 30. November 2006

Hipp, überfüllt und winterfest...

Da stehe ich nun zwischen all den Menschen. Da ist ein Geschiebe und Gedrängel, überall wird geschnattert und telefoniert. Geschäftig ist diese Stadt, München. Das bemerkt man am Gang der Frauen, an den Anzügen der Männer. Gegelte Haare sind der letzte Schrei. Nicht nur an den Menschen kreiert man das neue, das Kalte.

Nach einem gemütlichen, warmen Cafe muss man schon lange suchen. An der großen Freiheit leckt ein hippes Cafe am anderen kalten Kaffeehaus. Modern sehen sie aus, hell, freundlich anmutend, mag sein. Doch wohlfühlen kann ich mich nicht. Nach einem Stadtrundgang habe ich genug. Die Bauwerke und Architekturstile Münchens passen noch weniger zusammen, als jene in Frankfurt am Main. Selbst die Isar, im Gegensatz zum Main, ist unbeschaulich. Müde würgt sich das Plätschern durch die Stadt. Da kommt mir der Englische Garten gerade gelegen.

Ruhe, Erholung frönt er mir entgegen. Das brauche ich und so freue ich mich, dass der Garten bereits für den Winter vorbereitet wurde. Hier gibt es nichts mehr zu sehen...Oder doch, gerade Wege, gestutzter Rasen und exakt geschnittene Hecken. Drüben bellt ein Hund, sein Besitzer mahnt ihn zur Stille. Eine alte Dame wackelt ihrem Dackel hinterher und die junge Mutti, zur gegenüberliegenden Seite, schiebt ihren Kinderwagen über den feinen Kieselweg.

Montag, 27. November 2006

Der neue Reisende

Früher ist man getrampt, wenn man als Reisender und nicht nur als Reisender, sparen wollte. Nach dem Krieg bis weit in die 60ziger Jahre gab es eine richtige Kultur des Trampens. Viele Fahrer hielten einfach an, um sich zu unterhalten. Vielmehr kaum. Die Menschen haben sich geändert, haben nicht nur die Preise für die öffentlichen Verkehrsmittel angehoben.

Heute stoppt kaum noch jemand. Vielleicht spielt die Angst vor Überfällen eine große Rolle, die offenkundig propagiert wird. Oder liegt es doch daran, dass wir das Gefühl für den Preis und die Leistung verloren haben.

So habe ich mir das gedacht. Für eine Reise nach München entschied ich mich für eine Mitfahrgelegenheit. Fluchs den Suchbegriff ins Internet eingegeben, eröffneten sich mir duzende Angebote. Und der Preis pro Strecke konnte sich auch sehen lassen: 25 Euro hin und 25 Euro zurück, ohne umzusteigen.

Der Fahrer erzählte mir, er fahre die Strecke der Arbeit wegen, immer zwei Mal die Woche. Also stieg ich ein, am Donnerstag. Sein Transporter fasste acht Mitfahrwillige. 40 haben sich gemeldet, meinte er. Auf meine Frage hin, was er denn in München arbeite, antwortete er ausweichend mit: Mal dies, Mal jenes. Er will arbeiten, nicht dem Staat auf der Tasche liegen.
In München eingetroffen, ist mir die Sache klar. Der junge Mann hat sich eine Selbständigkeit aufgebaut. Vier- bis fünfmal in der Woche nimmt er die Strecke nach München auf sich. Morgens bricht er auf, trifft gegen Mittag ein, verbringt die Stunden bis zum Abend in einem Parkhaus in der Stadt. Er schläft und schlummert vor sich hin, um pünktlich am Abend eine neue Ladung Reisewilliger zurück zu fahren.

Leben kann er davon gerade so, nicht üppig, doch er ist wer, er hat Arbeit. Und unterhalten, brauchen wir uns nicht mehr, Geldwechseln. Der Geldbeutel bestimmt den Preis, richtig.
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Donnerstag, 16. November 2006

Die Plastiktüte

„50 einfache Dinge, die Sie tun können, um die Welt zu retten und wie Sie dabei Geld sparen“, heißt ein neues Buch aus dem Heyne Verlag. `,Da müssen wir doch was tun’, dachte sich auch der circa 60jährige Herr, dem ich gestern in einer Buchhandlung begegnete.
Stolz drehte und wendete er dieses Werk. Flugs betrachtete er einige Seiten, staunte wohl mit wie viel Phantasie die Seiten mit Buchstaben gefüllt und dass die Buchstaben auch noch Wörter ergeben. ,Kauf ich!’ Gedacht, getan, schritt er zur Kasse und legte seinen Fund der Verkäuferin vor. Gegen 5,95 Euro und einen Herzlichen Dank gab sie ihm das nackte Buch in die Hand. Die freundlichen Worte der Verkäuferin müssen dem Herren arg aufgestoßen haben.
„Tüte“, sagte er forsch.
„Bitte“, fragte sie und weißt dabei dezent mit ihrer Hand auf sein eben erworbenes Buch hin.
„Hören Sie schlecht“, kläffte er: „oder soll ich das Buch in der Hand mit mir rum tragen!“ Sichtlich verwirrt gab sie ihm, noch einmal sich für seinen Kauf bedankend, eine Plastiktüte.
„Unmöglich die Leute“, murrte er und ging.

Weitere Begebenheiten aus dem Leben eines Buchhändlers gibt es im Buchhändlerblog.

Sonntag, 12. November 2006

Ehrliche Antworten auf konkrete Fragen

Kleine Vorträge sind interessant. Und um an solch einem teilzunehmen, muss man suchen, man sich in der Szene auskennen. Für Werbung geben dessen Veranstalter kaum Geld aus. Ein paar Handzettel da, ein Plakat am Veranstaltungsort und ein Eintrag in diversen Internetportalen. Dafür findet sich dort ein wirklich interessiertes Publikum ein. Jeder darf mitreden, jeder darf seine Meinung sagen. Dem Vortragen wird es nicht lästig, er hat sichtlich Freude daran, auf jeden einzugehen. Selbst der schüchternste Zuhörer findet den Mut seine Frage loszuwerden und diese wird kompetent beantwortet. Die Wichtigtuer, die dazwischenreden, Fragen stellen, welche der Vortagende kurz zuvor beantwortete, fehlen hier gänzlich. Ihnen fehlt sichtlich das Publikum. Ein Grund, warum ich selbst Vorträge in kleinerem Rahmen halte. (Das fünfte Rad)

Da saß ich nun vergangenen Freitag im Vortrag über die Arbeit in Angkor Vat (Kambodscha) eines Kunsthistorikers. Zurückhaltend, kompetent und sachlich berührte er den einstigen Tempel des Khmer-Volkes. Ursprünglich hätte er gern über den Dresdener Zwinger promoviert, doch sein Professor dirigierte ihn zu diesem Thema. So mischte sich in seine Ausführungen immer wieder die Frage, weshalb so viele Touristen nach Indien und Südostasien unterwegs sind. Spirituell wollen sie reisen, zu sich selbst finden. Das in einer uns fremden Welt, wovon wir kaum einen Einblick in dessen Götterwelt und Lebensweise haben, alles anders ist, halten sie für unmöglich. Gefallen hat es den meisten dieser Touristen nicht. Geben wir doch in den seltensten Fällen zu, dass unser Urlaub ein Reinfall war, wir uns nach einer vertrauten Welt sehnen.

Dienstag, 7. November 2006

Willkommen

Schwer dürfte es mir nicht fallen, einen Weblog zu beginnen. Schreibe ich doch seit 20 Jahren Tagebuch. So eine Fundgrube voller Ideen, was mich im Augenblick interessiert, worüber ich irgendwann einmal schreiben möchte. Und manchmal, sollte ich einmal themenlos sein, schmökere ich ein wenig darin. Zuweilen fällt mir dessen Unübersichtlichkeit auf. Zuweilen ist eine Idee ausgereift bearbeitet. Der Rote Faden bleibt, tummelt sich in Episoden aus dem Leben in irgendeinem Schrebergarten, einer Kneipe um die Ecke, eine nie zu Ende gehende Reise.
Schnell treiben wir durch unsere Gesellschaft. Wie angestochen hetzen wir durch unser Leben, vorbei an den Menschen, von denen wir glauben, sie zu kennen. Darum lade ich Sie ein, mit einfachen Mitteln zwischen Frankreich und Zentralasien, zwischen Russland und Deutschland unterwegs zu sein: Zum letzten Geheimnis unserer Erde – Menschen.

Zitat:
"Ihr habt den Gang der Gestirne bis ins Letzte erforscht, als eine Generation von Helden des Laboratoriums, aber ihr kennt das Gestirn nicht mehr. Es ist nur noch ein Kapitel in euren Büchern, aber es ist für euch nicht mehr ein Licht, denn ihr wisst weniger von ihm als ein Kind"
Saint-Exupéry (1900-1944)